Referent: Prof. Michael Kirchler
Veranstaltungen
Bessere (finanz)wirtschaftliche Entscheidungen treffen
Am 20. und am 21. November 2019 fanden in Freienfeld (Firma Wolf System GmbH) und in Lana (Firma Doppelmayr Seilbahnen GmbH) die Herbstveranstaltungen des Raiffeisen InvestmentClubs statt. Finanzexperte Michael Kirchler verriet dabei, wie man bessere (finanz)wirtschaftliche Entscheidungen trifft.
Michael Kirchler, Professor für Finanzwissenschaften der Universität Innsbruck und Referent bei den diesjährigen Herbstveranstaltungen des Raiffeisen InvestmentClubs in Freienfeld und Lana, ist ein ausgewiesener Experte für Verhaltensökonomie. Derzeit erforschen er und sein Team, wie Menschen finanz(wirtschaftliche) Entscheidungen treffen. Kirchler: „Wir treffen täglich große und kleine Entscheidungen, die vom Alltagskonsum bis zur Investition in die Altersversorge reichen. Nicht immer sind das optimale Entscheidungen.“ Dem Finanzexperten zufolge liegt das u.a. am starken Gegenwartsbezug von Menschen: „Weil wir die Gegenwart stärker gewichten, als die Zukunft, ist uns der neue Mantel wichtiger, als die Altersversorge.“ Gegenwartsbezug hat es zwar immer schon gegeben, allerdings verleiten heute leicht zugängliche Online-Angebote („mit nur einem Klick kaufen“ u.a.) viel stärker zu unbedachten Impulskäufen. Für langfristige Sparmaßnahmen und Pensionsfürsorge empfiehlt der Finanzexperte daher dringend, den Gegenwartsbezug mit klar definierten Sparzielen oder einem Sparplan zu „überlisten“.
Bei Dingen, die wir nicht so gut kennen, stehen wir meist unter dem Einfluss von Ankern, also Einschätzungen aus dem sozialen Umfeld von Freunden, Arbeitskollegen oder das eigene frühere Konsumverhalten. Ein typischer Ankereffekt wirkt beispielsweise, wenn wir Bücher kaufen, weil sie von anderen empfohlen wurden. Auch Rankings (z.B. „Bester Mitarbeiter des Jahres“) beeinflussen das menschliche Tun. Sie werden oft bewusst eingesetzt, um die Leistung von Mitarbeitern oder Sportlern zu steigern.
Mit großem Interesse verfolgten die BesucherInnen der ausverkauften Veranstaltungen den anschaulich präsentierten Forschungsergebnissen und Praxisbeispielen. Spätestens bei der Auslegung von Zahlen werden die meisten von ihnen künftig besser auf den sogenannten Rahmen achten (Framing-Effekte), denn Zahlen, Preise oder Aktienwerte sind niemals neutral. Beispiel: Menschen bewerten eine Aktie, deren Kurs gefallen ist und sich danach bis zu einem Wert von 10 Euro erholt hat höher ein, als jene, die nach einem deutlichen Kursanstieg auf denselben Wert gefallen ist.
Fazit: Den meisten von uns, ist nicht bewusst, wie stark sich menschliche Verhaltensmuster auf all unsere Entscheidungen auswirken. „Mit einer gehörigen Portion Selbstreflexion können wir jedoch sehr viele Fehlentscheidungen vermeiden“, meint Kirchler abschließend.
Die Mitglieder bekamen zudem einen Einblick in die Unternehmen Wolf System und Doppelmayr Italia. Wolf System baut vor allem Fertighäuser und –hallen für die Landwirtschaft, Industrie und für Private; Doppelmayr Italia bietet Beförderungssysteme, vor allem Seilbahnen, für den Sommer- und Wintertourismus, für den Transport von Personen in Städten sowie den Materialtransport. Die Mitglieder waren begeistert von der innovativen und zukunftsorientieren Ausrichtung und dem nationalen und internationalen Erfolg dieser Südtiroler Betriebe.