Buffett-Indikator auf Rekordhoch
Der sogenannte "Buffett-Indikator" ist auf einem neuen Höchststand. Laut der Börsenlegende Warren Buffett bietet dieser Indikator wertvolle Einblicke in die aktuelle Bewertung der Aktienmärkte.
Beim Buffett-Indikator wird die Summe der Marktkapitalisierung aller US-Aktien durch das Bruttoinlandsprodukt der Vereinigten Staaten geteilt, um zu beurteilen, wie teuer oder billig der gesamte US-Aktienmarkt zu einem bestimmten Zeitpunkt ist. Die Kennzahl bezeichnete Warren Buffett als „wahrscheinlich das beste Einzelmaß dafür, wie die Bewertungen zu einem bestimmten Zeitpunkt stehen“.
Am 10. Dezember 2001 schlug Warren Buffett diese Kennzahl in einem gemeinsam mit der Journalistin Carol Loomis verfassten Essay für das US-Wirtschaftsmagazin Fortune vor. Darin präsentierte Buffett ein 80 Jahre zurückreichendes Diagramm, das den Wert aller öffentlich gehandelten Wertpapiere in den USA als Prozentsatz des US-BIP zeigte.
Buffett geht von einer Unterbewertung des Aktienmarktes aus, wenn der Indikator einen Wert von etwa 70 bis 80 Prozent unterschreitet. Bei Werten über 150 Prozent sieht er hingegen eine Überbewertung, bei der das Risiko eines Börsencrashs deutlich zunehme. Seine Botschaft lautet: "Wenn das prozentuale Verhältnis in den Bereich von 70 oder 80 Prozent fällt, ist der Kauf von Aktien wahrscheinlich sehr vorteilhaft. Nähern wir uns hingegen 200 Prozent – wie es 1999 und teilweise im Jahr 2000 der Fall war – spielen Sie mit dem Feuer.“
Der Buffett Indikator näherte sich im Februar 2021 der 200-Prozent-Marke. Auch während der Dotcom-Blase im Jahr 2000 kletterte er auf ein Niveau von etwa 190 Prozent und gab damit ein deutliches Warnsignal aus. Derzeit sind wir leicht über 200 Prozent.
Es ist jedoch wichtig anzumerken, dass der Buffett-Indikator keine fehlerfreie universelle Kennzahl für die Bewertung von Aktienmärkten ist. Seine Konstruktion ist zu einfach und lässt wesentliche Faktoren unberücksichtigt. Die Strukturen und Veränderungen in der heutigen Wirtschaft im Vergleich zu früheren Epochen werden nicht ausreichend beachtet. Einzelne Indikatoren sind nicht dazu in der Lage, die gesamte Situation am Aktienmarkt abzubilden. Zudem ist fraglich, ob der auf den US-Markt fokussierte Buffett-Indikator auf andere Märkte und Länder übertragbar ist.
Der Buffett-Indikator kann somit den heutigen wirtschaftlichen Entwicklungen nur bedingt gerecht werden. Der historische Trend zeigt zudem, dass generell ein steigender Indikator im Zeitverlauf zu beobachten ist, welcher dazu führt,dass Märkte zwangsläufig tendenziell als überbewertet erscheinen. Nicht berücksichtigt wird auch, dass Unternehmen inzwischen einen erheblichen Anteil ihrer Gewinne außerhalb der USA erzielen und somit von der US-BIP-Berechnung nicht erfasst werden.
Trotz aller Mängel des Indikators von Warren Buffett lohnt es sich, ihm als Anleger Beachtung zu schenken und den aktuellen Stand der Kennzahl als deutliches Warnsignal für Anleger am Aktienmarkt zu betrachten. Der Buffett-Indikator lässt sich recht einfach berechnen und kann immerhin als Faustregel für die Marktbewertung sinnvolle Dienste leisten.