Referent: Mag. Wolfgang Pinner
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Nachhaltige Investments: „Gut fürs ‚Börserl‘ und für die Umwelt“. Nachhaltiges Investieren gewinnt immer mehr an Bedeutung. Davon ist Finanzexperte Wolfgang Pinner von der Österreichischen Fondsgesellschaft Raiffeisen Capital Management überzeugt. Er sprach am Dienstag und am Mittwoch bei den Herbstveranstaltungen des Raiffeisen InvestmentClubs in Brixen und Bozen zum Thema „Nachhaltiges Investment, verantwortungsvoll und profitabel“.
Hinter dieser Entwicklung stehen vor allem auch zwei internationale Initiativen, die die Bedeutung der Nachhaltigkeit in der Geldanlage stark unterstützen: die Ergebnisse des Pariser Klimagipfels und die 17 „Ziele für Nachhaltige Entwicklung“ der Vereinten Nationen. „Beide Initiativen rücken Themen wie Klimawandel und Nachhaltigkeit verstärkt in das Bewusstsein der Gesellschaft“, meinte Wolfgang Pinner, Leiter des Bereichs „Nachhaltige und Verantwortungsvolle Investments“ bei Raiffeisen Capital Management in Wien. Unternehmen könnten anhand dieser Vorgaben prüfen, wie nachhaltig sie wirtschaften. Aktuell versucht die Weltklimakonferenz Cop23 in Bonn neue Maßstäbe in Sachen Umweltfreundlichkeit zu setzen.
Nachhaltige Megatrends
„Bei der Nachhaltigkeit im Investmentbereich geht es um eine dreidimensionale Sicht von Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft“, meinte Pinner. Dabei stehen nachhaltige Megatrends wie neue Recyclingmodelle, Verwertung von Mikroplastik und Elektronikschrott, nachhaltige Forstwirtschaft, Klimawandel, Wetterextreme, Biolebensmittel, Elektromobilität, demografischer Wandel und dgl. im Mittelpunkt. Der Nachhaltigkeitsfonds der Raiffeisen Capital Management investiert in Unternehmen, die sich hier engagieren, Innovationen umsetzen, nachhaltig und zukunftsfähig wirtschaften. Die Unternehmen werden dabei einer Nachhaltigkeits- und Finanzanalyse unterzogen. Selbstredend investieren Nachhaltigkeitsfonds beispielsweise nicht in Bereiche wo Atomkraft, Waffen oder Kinderarbeit eine Rolle spielen. „Wir versuchen, gemeinsam mit den Unternehmen die Nachhaltigkeit weiterzuentwickeln“, betonte Pinner.
Doppelte „Rendite“
Für die Geldanlage stellt sich die Frage, ob sich auch dann noch gute Erträge erzielen lassen, wenn man sich bei der Portfolioauswahl auch auf nachhaltige, nicht finanzielle Faktoren stützt. „Eindeutig ja“, sagte Pinner. Nachhaltigkeitsfonds werfen laut Pinner mindestens gleich gute Erträge ab als herkömmliche Investmentfonds, die nicht auf diese Themen achten. „Mit einem Mehr an Information – und damit sind Umwelt-, Gesellschafts- und Governance-Faktoren gemeint – und über eine bessere Risikoeinschätzung kann man mitunter sogar eine bessere Performance erlangen“. Nachhaltige Investments haben im Grunde eine doppelte Rendite. „Sie bringen sowohl etwas für das Börserl des Anlegers wie auch für die Umwelt und die Gesellschaft“, sagte Pinner. So weisen Unternehmen im Raiffeisen-Nachhaltigkeitsaktien-Fonds im Vergleich mit dem Gesamtmarkt etwa um die Hälfte weniger CO2-Emissionen auf, um ein Drittel weniger Arbeitsunfälle, um 77 Prozent weniger Wasserverbrauch und eine um 90 Prozent geringere Abfallmenge auf. „Wir unterstützen sauberes Wachstum von Unternehmen und nutzen die nachhaltigen Megatrends für den Anlagebereich“, sagte Pinner. Eine nachhaltige Geldanlage bedeute also immer auch einen sehr aktiven Investmentstil. Und Anleger, die in Nachhaltigkeitsfonds investieren, könnten mit ihren Investments auch eine positive Veränderung mitbewirken, meinte Wolfgang Pinner, der sich seit über 15 Jahren mit dem Thema nachhaltiges und sinnvolles Investieren auseinandersetzt. Denn immer mehr entwickelt sich Nachhaltigkeit zum Qualitätsfaktor für Unternehmen und Emittenten. Und immer mehr bedeute nachhaltig sein für Betriebe auch zukunftsfähig zu sein.
Walter Huber: Überschuss verwerten, nicht verwerfen
Im Rahmen der zwei Herbstveranstaltungen, an denen insgesamt 250 Mitglieder des Raiffeisen InvestmentClubs teilgenommen hatten, konnte das weltweit tätige Brixner Fassadenbauunternehmen FRENER & REIFER besichtigt werden und in Bozen das Wasserstoffzentrum „H2 Südtirol“ an der Autobahnausfahrt Bozen Süd. In Bozen sprach Walter Huber, Gründungsmitglied und Verwaltungsrat des vor elf Jahren gegründeten Wasserstoffzentrums, vom sich wandelnden Energiesektor und von neuen Recyclingmöglichkeiten im Energiebereich. Beispielsweise sei Wasserstoff einer der besten Speicher für überschüssige Stromenergie. Mit Wasserstoff lasse sich die Lücke zwischen Stromproduktion und –verbrauch schließen und die Stromnetze könnten damit stabilisiert werden. „Wir müssen den Stromüberschuss verwerten und nicht verwerfen“, sagte Huber. Südtirol könne hier vorne mit dabei sein, weil es eine eigene Wasserstoffproduktion hat. „Es tut sich was im Wasserstoff-Energiebereich, hier geht es nicht mehr nur um Preis und Kosten, sondern darum, Wettbewerbsvorteile zu nutzen“, sagte Huber, der auch die aktuelle Entwicklung der wasserstoffbetriebenen Busse, Autos und LKWs aufzeigte.