Referent: Markus Koch - Börsenexperte, Fernsehjournalist und Sachbuchautor
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Im Zirkus Maximus der Wall Street 2021
Markus Koch ist einer der beliebtesten und eloquentesten Börsenjournalisten der Wall Street. Am 10. Februar war Koch zu Gast bei der ersten digitalen Veranstaltung 2021 des Raiffeisen InvestmentClubs. Live aus New York zugeschaltet, informierte er im Gedankenaustausch mit Club-Obmann Gernot Häufler über die aktuellen Entwicklungen an der Wall Street und die Auswirkungen der US-Präsidentschaftswahl.
„Wir leben in einer Zeit des wunderbaren Wahnsinns, in der Phänomene an der Börse zu beobachten sind, die es in dieser Form historisch noch nie gegeben hat“, kommentierte Markus Koch das aktuelle Geschehen an den Finanzmärkten. Dazu zählt zweifelsohne der Flash-Mob-Trend, bei dem private Kleinanleger mit Absprachen in den sozialen Medien kleine Aktien wie Gamestop (ein fast bankrotter Videospielehändler) pushen und zu exorbitanten Kursgewinnen treiben. Sehr zum Schaden von Hedgefonds, die auf Kursverfalle setzen und Verluste in Milliardenhöhe beklagen. Auch bei den Machtverhältnissen zwischen „Smart Money“ (Institutionelle Anleger) und „Dumb Money“ (übersetzt „dummes Geld“, private Kleinanleger) gab es im letzten Jahr Kurioses zu vermelden: während normalerweise Privatanleger bei Einbrüchen auf den Finanzmärkten oft zu Panikverkäufen neigen und zum falschen Zeitpunkt das Handtuch werfen, haben sie 2020 enorme Nachkäufe getätigt und insgesamt viel höhere Gewinne als die Profis realisiert.
Abgesehen von einigen abrupten Ausschlägen zeichnet sich laut Koch insgesamt ein optimistisches Gesamtbild an den US-Leitbörsen ab. Zurückzuführen ist dies vor allem auf die breite Erholung der Ertragslage amerikanischer Unternehmen und der Konjunktur. Bereits für 2021 wird mit einem 5-7%igem Wachstum der US-Wirtschaft gerechnet. Der neue US-Präsident Joe Biden und seine Finanzministerin Janet Yellen wollen dafür ein gigantisches Corona-Hilfspaket von 1,9 Billionen Dollar schnüren und die Staatsschulden auf neue Höchststände treiben. Die Wahrscheinlichkeit, dass der demokratisch dominierte Kongress dem Paket sein Placet erteilt, sei hoch. Auch das Signal der US-Notenbank Fed ist laut Koch eindeutig. Bereits in der Corona-Krise hat sie die Wirtschaft mit billigem Geld geflutet und stimuliert. Allerdings, und das ist einer der größten Risikofaktoren, bleiben diese Maßnahmen im Zirkus Maximus nicht ohne Nebenwirkungen. Zum einen werden sich wahrscheinlich verschiedene Marktsegmente überhitzen und zum anderen wird es zu einer steigenden Inflation kommen. Dies wird sich vor allem negativ auf die Renditen der Anleihenmärkte auswirken.
Welche Branchen werden 2021 profitieren? Hier wird die Situation ganz unterschiedlich sein. Satte Renditen sind nicht in allen Sektoren gewährleistet. In der Krise waren beispielsweise hoch bewertete Tech-Aktien wie Apple oder Facebook besonders gefragt. In diesem Jahr werden eher Industriewerte und der Bankensektor von der Erholung profitieren. Die Autoindustrie (mit dem Trend zu E-Autos) dürfte ebenfalls von der wieder anziehenden Weltkonjunktur profitieren und an Dynamik gewinnen. Das Positive dieser Spekulationsphase und Pandemie wird rückblickend der unglaubliche Anstieg an Innovationskraft und Technologien sein. Grundsätzlich müssen sich Anleger in Phasen wie diesen vor Augen halten, dass manche Aktienkurse einfach nur steigen, weil sie steigen, und nicht, weil die Fundamentaldaten der Unternehmen diesen Höhenflug rechtfertigen. Stets müsse man sich, so mahnt Koch, der Risiken schneller Kurskorrekturen und möglicher Verluste im eigenen Portfolio bewusst sein.
Zu Markus Koch:
Seit Mitte der 90er Jahre berichtet Markus Koch für den Nachrichtensender n-tv und das Handelsblatt von der New Yorker Aktienbörse. In den Sozialen Medien folgen ihm 250.000 Fans und sein Podcast rangiert im Bereich Wirtschaft und Finanzen unter den Top 10.
Ein Börsianer aus Leidenschaft, ein Journalist und Produzent, vor allem aber jemand der es versteht eine Brücke zwischen den Profis der Investmentwelt und interessierten Privatanlegern zu schlagen. Gute Unterhaltung und ein Dialog auf gleicher Augenhöhe gehören bei ihm zum Programm.
Neben zahlreichen Nominierungen wurde Markus Koch im Herbst 2017 mit dem Friedrich-Vogel-Preis für Wirtschaftsjournalismus ausgezeichnet. 2019 zeichnete ihn der Deutsche Derivate Verband als Journalist des Jahres aus.