Anleihen mit Inflationsschutz - Wie funktioniert der Inflationsschutz beim BTP Italia

Kürzlich hat der italienische Staat nach zweijähriger Pause wieder eine Anleihe der Serie BTP Italia begeben. Diese bietet einen, an die italienische Inflation angepassten Inflationsschutz. Und damit in Zeiten einer galoppierenden Inflation eine mehr als willkommenes Investment. Wie aber wird dieser Inflationsschutz erreicht und welches sind die Charakteristiken einer solchen Anleihe. Diesen und weiteren Aspekten wollen wir in diesem Beitrag auf den Grund gehen.

 

BTP: Was sind mehrjährige Staatsanleihen?

BTP steht für Buono del Tesoro poliennale, zu Deutsch mehrjährige Staatsanleihe, welche vom italienischen Staat Schuldverschreibungen begeben wird. Neben den BOT (Buoni ordinari del Tesoro bzw. kurzfristige Staatsanleihen mit einer Laufzeit unter einem Jahr), sowie den ebenfalls mit längeren Laufzeiten versehenen CCT (Certificati di credito del tesoro bzw. variabel verzinste Staatsanleihe) und CTZ (Certificati del tesoro zero-coupon) bilden die BTP die, nach Emissionsvolumen, größte Gruppe italienischer Staatsanleihen. Von den CCT und den CTZ unterscheiden sich die BTPs durch den fixen semestralen Zins, da erstere eine variable Verzinsung aufweisen und zweitere keine Zinszahlung während der gesamten Laufzeit vorsehen.

Eine besondere Unterkategorie der BTPs sind die seit 2012 begebenen BTP Italia, mehrjährige Staatsanleihen, die an die nationale Inflation gekoppelt sind. Daneben gibt der italienische Staat auch inflationsgeschützte Staatsanleihen aus, welche im Gegensatz zu den BTP Italia an die europäische Inflation gekoppelt sind. Diese werden in der Regel mit der Abkürzung BTP€i gekennzeichnet und unterscheiden sich in einigen Details von den BTP Italia.

Wie funktioniert der Inflationsschutz des BTP Italia?

Wie bei allen BTPs wird der Kupon alle sechs Monate ausgezahlt. Hierbei wird der fixe Zinssatz auf das aufgewertete Kapital, welches wiederum von der Entwicklung der Inflation in Italien abhängig ist, berechnet. Die Preisteuerung wird vom italienischen Statistikamt - ISTAT monatlich auf der Grundlage des nationalen Verbraucherpreisindex für Arbeiter- und Angestelltenhaushalte (FOI) ermittelt. Sofern eine Preisteuerung zwischen den Kuponterminen stattgefunden hat, wird das Kapital der Anleihe um die Teuerungsrate aufgewertet, der zu bezahlende Kupon auf dieses aufgewertete Kapital berechnet und anschließend ausbezahlt. Im Gegensatz zum BTP€i wird auch die inflationsbedingte Aufwertung, an jedem Kuponzahlungsdatum mitausbezahlt. Italienische Staatsanleihen, welche an die europäische Inflation gekoppelt sind, bezahlen die durch Inflation bedingte Aufwertung hingegen erst am Ende der Laufzeit der jeweiligen Anleihe aus. Damit hat der Halter eines BTP Italia zu jedem Zeitpunkt einen Schutz sowohl gegen Inflation als auch Deflation, da deflationäre Tendenzen während der Laufzeit keine Berücksichtigung bei der Berechnung finden. Dagegen haben bei den BTP€i nur Investoren, welche zum Emissionszeitpunkt eine solche Anleihe gezeichnet haben, einen tatsächlichen Deflationsschutz, während der Laufzeit können sich aufgrund der speziellen Mechanismen hingegen auch deflationäre Tendenzen in der Berechnung niederschlagen. In jedem Fall kann der Kunde am Ende der Laufzeiten aber nicht weniger als den festgelegten Rückgabepreis von 100 erhalten.

Eine Besonderheit des BTP Italia ist, dass vor dem Start der Zeichnungsphase, die sich in der Regel über mehrere Tage erstreckt, ein Mindestkupon festgelegt wird. Der tatsächliche Kupon, der in jedem Fall zumindest gleich hoch sein muss wie der Mindestkupon, wird erst am Ender der Zeichnungsphase festgelegt und spiegelt die aktuellen Marktbedingungen wieder.

Wie setzt sich die Rendite der BTP Italia zusammen?

Wie wir bereits gesehen haben, ist die Rendite des BTP Italia von einem festen Zinssatz und dem Inflationsgeschehen auf der italienischen Halbinsel abhängig. Die Neubewertung wirkt sich sowohl auf das investierte Kapital als auch auf die Kupons aus und erfolgt halbjährlich. Ein Vorzug des BTP Italia ist die Ausbezahlung einer sogenannten Treueprämie, die allerdings jenen Anlegern vorbehalten ist, die das Wertpapier ab Zeichnung bis zur Fälligkeit ununterbrochen halten. 

Wie funktioniert die Kursfestlegung des BTPs Italia?

Der Kurs eines BTP Italia wird, gleich wie bei anderen börsengehandelten Anleihen, ab der Börsenzulassung der Wertpapiere bestimmt. Die Notierungen können je nach Marktbedingungen, Zinsentwicklung und Inflationserwartungen höher oder niedriger sein als der tatsächliche Emissionspreis von 100 und unterscheiden sich daher nicht von anderen Anleihen.

Sind mit dem BTP Italia besondere Risiken verbunden?

Per Definition sind mehrjährige Staatsanleihen ein Produkt mit eher geringem Risiko. Im speziellen Fall der BTP Italia passt sich die Rendite an die Entwicklung der Lebenshaltungskosten an und  bietet daher einen Schutz vor Preissteigerungen. Der Schutz ist, wie bereits beschrieben, auch im Falle einer Deflation wirksam: Die Effektivrendite kann nämlich nicht unter der garantierten Mindestrendite liegen. Die Kupons werden im Falle einer Deflation auf das Nennkapital und niemals auf einen niedrigeren Kapitalbetrag berechnet. Bei Fälligkeit ist die Rückzahlung des Nennwerts zuzüglich eines etwaigen Bonus garantiert.

Wie bei anderen Arten von mehrjährigen Staatsanleihen ist das mögliche Risiko mit dem Zahlungsausfall der Republik verbunden: Es ist daher immer ratsam, Produkte in ein diversifiziertes Portfolio aufzunehmen. Zudem gilt es zu beachten, dass BTPs Italia den CACS-Klauseln unterliegen, die es dem Staat erlauben, das Fälligkeitsdatum, die Berechnung der Kupons, den Zeitpunkt der Kuponzahlungen - mit den entsprechenden Auswirkungen auf die Zinsen - und andere Vertragsbedingungen zu ändern. Dies ist allerdings ein rein theoretisches Risiko, das auch die anderen EU-Staaten und betrifft.

Welche Kosten fallen an und wie erfolgt die Besteuerung?

Da es sich um mittel-/langfristige Staatspapiere handelt, fallen bei der Zeichnung von BTP Italia-Anleihen keine Platzierungsprovisionen an. Sehr wohl werden von der Bank für den Ankauf oder Verkauf nach Ende der Zeichnungsfrist die normalen Kommissionen und Spesen verrechnet.

Als italienische Staatsanleihen unterliegen Kapitalgewinne und Zinszahlungen des BTP Italia dem vorteilhaften Steuersatz von 12,5 % auf.

Bonus: Wie genau wird die Inflationsanpassung berechnet?

Sowohl bei Ausgabe der Anleihe als auch bei jeder anschließenden Zinsfälligkeit wird ein neuer Bezugswert des Inflationsindikators berechnet.

Hierzu benötigt man zunächst einmal einen Inflationsindikators, also eines Indexes, welcher die Entwicklung der Inflation im Zeitablauf wiederspiegelt. Für den BTP Italia ist dies, wie bereits erwähnt, der nationalen Verbraucherpreisindex für Arbeiter- und Angestelltenhaushalte, kurz FOI.

Es findet allerdings nicht die Inflationsentwicklung des laufenden Monats Anwendung, da diese zum Zeitpunkt der Berechnung in der Regel noch gar nicht veröffentlicht wurde. Hingegen werden die Inflationsindikatoren des zweiten und dritten Monats vor Berechnungsdatum verwendet.  Die Berechnung erfolgt anschließend anhand der nachfolgenden Formel:

 

Wobei

Bwinf               Bezugswert Inflation

Infind-3             Inflationsindikator drei Monate vor Berechnungsdatum

Infind-2             Inflationsindikator zwei Monate vor Berechnungsdatum

Td                    Tage seit Anfang des Berechnungsmonats

Tm                   gesamte Tage des Berechnungsmonats

 

Wollen wir also beispielsweise für den 20. Mai 2022 den Bezugswert (Bwinf) berrechnen, dann muss der Inflationsindikator des dritten Monats vor dem Berechnungsmonat und damit Februar 2022 (108,80) sowie des zweiten Monats und damit März 2022 (109,90) herangezogen werden.

Durch Einsetzen in die obige Formel ergibt sich also:

Anschließend wird dieser durch den jeweils gültigen Basisinflationsindikator, welcher an jedem Kupontermin des jeweiligen BTP Italias festgesetzt wird und anschließend Gültigkeit bis zum nächsten Kupontermin hat, dividiert – wir erinnern uns, die Aufwertung wird zu jedem Kupontermin zusammen mit dem Kupon ausbezahlt, daher die Gültigkeit für die jeweilige Kuponperiode. Man erhält als Ergebnis den Aufwertungsfaktor (Inflationskoeffizienten) um welches das Kapital inflationsbedingt nach oben korrigiert wird. Dieser kann niemals geringer als 1 sein, womit auch ein effektiver Deflationsschutz erreicht wird.

Da jeder BTP Italia aufgrund unterschiedlicher Kuponzahlungstagen also einen eigenen Basisinflationsindikator aufweist, ist auch der Inflationskoeffizient (Italienisch: Coefficiente di indicizzazione) einer jeden Anleihe anders.

Nehmen wir als Beispiel den BTP Italia mit Fälligkeit 28 Oktober 2027. Dieser bezahlt am 28.04 und 28.10 eines jeden Jahres einen Kupon aus, ergo werden an diesen beiden Tagen auch jeweils die Basisinflationsindikatoren festgesetzt, die anschließend bis zum jeweils nächsten Kuponzahlungstag gültig sind.

Führen wir also unser Beispiel von oben weiter:

Für den genannte BTP Italia Oktober 2027 ist damit am 20. Mai 2022 der am 28. April festgelegte Basisinflationsindikator gültig. Dieser wurde anhand derselben Formel, welche weiter oben vorgestellt wurde, festgelegt und beträgt 108,69. Um nun den Faktor zu bestimmen, um welches das Kapital seit Kuponzahlungsdatum aufgrund der Inflation aufgewertet wurde, zu bestimmen, wird der Bezugswert zum 20. Mai 2022 durch den Basisinflationsindikator dividiert: 109,47/108,69 = 1,00721

Der Inflationskoeffizient beträgt damit 1,00721. Damit hat ein Anteil am BTP Italia Oktober 2027 im Wert von 1.000 Euro seit dem 28. April 2022 und bis zum 20. Mai eine Aufwertung von 7,21 Euro erfahren.

Natürlich ist es nicht notwendig, den Koeffizienten jedes Mal selber zu berechnen, da das Finanzministerium zu diesem Zweck auf seiner Homepage die jeweils gültigen Koeffizienten als Download zur Verfügung stellt. Die Daten finden sich hier nach den einzelnen Ausgaben des Btp Italia sortiert.