Geldanlage Kunst

Der Kunstmarkt macht in der Regel dann von sich Reden, wenn Werke von mehr oder weniger bekannten Künstlern in Auktionen zum Teil atemberaubende Preise erzielen. Aber auch für den durchschnittlich betuchten Investor können sich an diesem Markt durchaus Chancen bieten. Einen Überblick über die Geldanlage Kunst, Möglichkeiten solche auch für den schmalen Geldbeutel zu erwerben sowie eine Faustregel für die Bewertung von Werken unbekannter Künstler, erhalten Sie in diesem Beitrag.

 

In New York kommt es an manchen Tagen vor, dass nicht die Aktienkurse an den großen Börsen im Mittelpunkt stehen oder die Finanzhäuser um die Gunst der Anleger wetteifern. Nein, dann blicken selbst Milliarden-Jongleure gen Rockefeller Plaza. Dort hat nämlich der amerikanische Ableger des Auktionshauses Christie’s seinen Sitz. Mitunter geht es auch dort um atemberaubende Summen.

Ein solcher Tag in der näheren Vergangenheit war der 15. Mai 2013. An jenem Tag wechselten dort Gemälde zeitgenössischer Künstler im Wert von sage und schreibe 495 Millionen Dollar die Besitzer. Ein Bild des 1988 verstorbenen Afroamerikaners Jean-Michel Basquiat allein sorgte für einen Umsatz von 50 Millionen Dollar. Es war damit das bis dahin teuerste Graffiti-Kunstwerk und hatte innerhalb weniger Stunden eine Wertsteigerung von fast 100 Prozent erzielt.

Gerade dieses Beispiel versinnbildlicht den Boom an den Kunstmärkten: Nie waren die Bilder zeitgenössischer Künstler so teuer, nie waren die Renditen verlockender. Aber der Durchschnittsbürger stellt nach dem ersten Staunen doch recht schnell und konsterniert fest: Der Kunstmarkt ist ein Tummelplatz für Superreiche. Ohne das nötige Kleingeld bleibt der Zutritt verwehrt.

Aber die hohen Summen, die in den Medien kolportiert werden, überdecken den weitaus größten Teil des Kunstmarktes, nämlich den erschwinglichen. Gleich eine ganze Reihe von Messen im deutschsprachigen Raum widmet sich dem Ziel, zeitgenössische Kunst für jedermann leistbar zu machen. So etwa die „Affordable Art Fair“ welche regelmäßig in mehreren großen Städten, darunter Hamburg, abgehalten wird. Die Preise der Werke sind dort in der Regel gedeckelt.

Auch in unmittelbarer Nähe zu Südtirol finden Kunstmessen statt. Eine der renommiertesten und bekanntesten ist die „Art Basel“ in der schweizerischen Stadt Basel. Jahr für Jahr sind dort auch Werke zeitgenössischer Südtiroler Künstler zu finden.

Man muss sich aber auch bewusst sein, dass man für 5.000 Euro natürlich keinen Andy Warhol bekommt. Aber dafür garantiert der vergleichsweise niedrige Preis zumindest, dass der Käufer eine der wichtigsten Regeln der Geldanlage einhält – das Prinzip der Streuung. Wer nämlich stattdessen hohe Summen für ein einzelnes Bild ausgibt, macht sich mit einem Gutteil seines Vermögens vom Erfolg oder Misserfolg eines Künstlers abhängig. Wer würde denn auch sein gesamtes Vermögen auf eine einzige Aktie setzen? Oder mit anderen Worten: zocken. Kauft man dagegen für deutlich weniger Geld die Werke mehrerer Künstler, ist das Risiko am Ende auch geringer.

Für Einsteiger eignen sich besonders die Arbeiten zeitgenössischer Künstler, denn die Auswahl in diesem Segment ist wirklich sehr groß. Kunstwerke aus früheren Epochen sind rarer, der Markt enger und die Preise in aller Regel deutlich höher – ein Revier, das tatsächlich Profis vorbehalten bleibt.

Man muss sich aber dennoch bewusst sein, dass bei junger, erschwinglicher Kunst gewaltige Wertsteigerungen nicht garantiert sind. Zwar ist der Preis für zeitgenössische Kunst im Schnitt jedes Jahr deutlich gestiegen, doch Experten warnen durchwegs, dass sich hohe Renditen nicht von selbst einstellen. Eine Eigenschaft also, die Kunstwerke durchaus mit Aktien gemein haben. Nur weil der Dax insgesamt hinzugewinnt, bedeutet dies noch lange nicht, dass jede einzelne der 30 Dax-Firmen ebenfalls ein Kursplus verzeichnet. Analog gilt für Kunstwerke: Wenn bekannte Preisbarometer wie der Mei Moses Fine Art-Index neue Höchststände erreichen, ist dies bloß ein Durchschnittswert.

Es gibt aber auch deutliche Unterschiede zwischen dem Investment Aktie und dem Investment Kunst. Kauft man heute beispielsweise eine Luxottica-Aktie und später eine weitere Aktie hinzu, dann unterscheiden sich die beiden Aktien nicht voneinander. Bei Bildern ist dies allerdings anders. Selbst bei großen Künstlern ist die Qualität der einzelnen Werke oft ganz unterschiedlich und dies schlägt sich selbstverständlich auf den Preis nieder.

Nicht jede neue Stilart stößt beim Publikum auf das gleiche Interesse, nicht jede Schaffensphase weckt sofort Begeisterung. Selbst Pablo Picasso musste dies erfahren: Das Spätwerk des spanischen Malers galt zu dessen Lebzeiten als schwer verkäuflich – heute dagegen ist es sehr begehrt. Dies zeigt aber auch eine Chance: Die Moden am Kunstmarkt können wechseln. Klar voraussehbar wie etwa die regelmäßigen Zinszahlungen, die eine Anleihe einbringt, ist ein Kunstinvestment also nicht.

Gerade für Einsteiger gestaltet sich die Entscheidung, ob das Werk eines jungen Künstlers etwas taugt, als schwierig. Doch wie bei jedem Investment gilt auch hier: Information ist der Schlüssel zum Erfolg. Zu dieser gelangt man nur, indem man Ausstellungen besucht, Galerien kennenlernt und Fachliteratur liest. Wer den Bilderkauf rechnerisch genau kalkulieren will, kann sich zudem an einer Formel orientieren, die für junge Künstler in der Branche standardmäßig gilt. Diese lautet: Zunächst werden Länge und Breite eines Bildes (in Zentimetern) addiert und das Ergebnis dann mit dem Faktor „zehn“ multipliziert. Ein Werk mit 60 Zentimetern Länge und 40 Zentimetern Breite würde danach 1.000 Euro kosten. Je größer ein Bild, umso höher also sein Preis. Sobald Künstler erste Erfolge wie beispielsweise eigene Ausstellungen vorweisen können, wird der Multiplikationsfaktor von seinem Ausgangspunkt „zehn“ aus schrittweise nach oben erhöht. Natürlich ist das Ganze nicht mehr als eine grobe Faustformel. Für die Stars des Kunstmarktes gilt sie ohnehin nicht. Dennoch lässt sich damit klären, ob ein Angebot einigermaßen seriös ist oder nicht.

Wer aber nicht völlig auf die Börse verzichten möchte, kann durchaus auch dort kunstorientierte Aktien finden. Jene des Auktionshauses Sotheby’s, das allerdings nicht ausschließlich Kunstobjekte versteigert, notiert beispielsweise in New York.