Eine kurze Geschichte des Geldes
Geld ist der Schmierstoff unseres Wirtschaftstreibens. Ohne diese einfache Form des Werttransfers ist unser Leben kaum vorstellbar. Welche Entwicklung das Geld, ausgehend vom Tauschhandel, über das Wiegen bis hin zu unserem bargeldlosen Giralgeld genommen hat, wollen wir in diesem Beitrag kurz anreisen.
Das Bezahlen mit Bargeld, die Überweisung von Konto zu Konto oder das Einkaufen mit der Kreditkarte – dies alles ist heute eine Selbstverständlichkeit. Doch Geld, so wie wir es heute kennen, hat es natürlich nicht immer gegeben, seine Form hat sich im Laufe der Zeit vielfach geändert. Anfangs wurde getauscht, später gewogen und heute wird bargeldlos bezahlt. Seine grundlegenden, gesellschaftlich notwendigen Funktionen sind dagegen weitgehend gleichgeblieben. Geld ist ein Mittel zum Tausch, das Werte bewahren und fungibel, also transferierbar, machen soll, gleichzeitig aber auch als Recheneinheit dient.
Doch mit Geld hat es eine eigenartige Bewandtnis. Einerseits ist es der Inbegriff für Reichtum und Macht. Nicht ohne Grund lautet ein altes Sprichwort: „Geld regiert die Welt“. Doch ebenso lange wie es Geld gibt, wird in ihm der Ursprung des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Übels gesehen. So beschrieb bereits Cicero die negativen Eigenschaften, als er meinte: „Geld ist die Lebenskraft des Krieges“. Die Wahrheit liegt wie so oft, wohl irgendwo dazwischen drin.
Weshalb aber nutzen wir aber Geld trotz all der negativen Auswirkungen? Die Antwort ist recht einfach: wegen der offensichtlichen Vorteile. Man stelle sich nur einmal vor: Ein Schuster lässt von einem Schneider ein neues Hemd anfertigen. Um die Ware zu bezahlen, muss er einen Schneider finden, der im Tausch ein neues Paar Schuhe akzeptiert. Oder aber der Schuster muss zuerst einen Tauschpartner finden, welcher ihm im Gegenzug eine Ware gibt, welche dann im Tauschgeschäft mit dem Schneider, als für diesen akzeptabel erscheint. - Man stelle sich nur einmal den Aufwand vor, der für ein einziges Geschäft jedes Mal notwendig wäre. Der ganze Wirtschaftskreislauf wäre träge und äußerst ineffizient. - Stattdessen verkauft der Schuster seine Schuhe für Geld an einen beliebigen Kunden und kann mit dem Verdienst dann bei jedem beliebigen Schneider sein Hemd kaufen. Wirtschaftsprozesse, wie wir sie heute kennen, wären also ohne die Funktionen des Geldes kaum denkbar.
Die Vorteile sind unseren Vorfahren schon vor langer Zeit aufgefallen. Selbst die einfachsten Wirtschaftsformen haben bereits eine Form von Geld verwendet, zumeist Gegenstände welche einen Nutzen für die Menschen hatten und leicht abzuzählen, aufzubewahren und zu transportieren waren – wobei auch Ausnahmen von diesen Prinzipien bekannt sind, etwa das Steingeld Rai in Mikronesien. Viel öfters aber wurden Muscheln oder Pfeilspitzen, aber auch Salz und andere Rohstoffe, welche einen allgemein gültigen und anerkannten Wert und im Falle von Rohstoffen ein gleichbleibendes Gewicht hatten.
Mit dem zunehmenden Warenhandel erwiesen sich aber auch diese Urformen des Geldes als zu umständlich in der Handhabung. Und so wurde dieses Warengeld im Laufe der Zeit durch Münzen, welche eine ausschließliche Geldfunktion innehatten, ersetzt. Anfangs waren es einfache Goldklumpen, welche die Einwohner des antiken Lydiens in der heutigen Türkei um das 7. Jh. v. Chr. verwendeten. Es war dann auch einer ihrer Könige, welcher die ersten einheitlichen Münzen prägen ließ. Der Name des Königs? Der ist auch heute noch jedermann ein Begriff, hat sich doch sein Name als Metapher für einen reichen, in Luxus lebenden Menschen erhalten: nämlich Krösus. Die von König Krösus eingeführten Münzen verbreiteten sich nach und nach über den gesamten Vorderen Orient und Mittelmeerraum. Nunmehr konnte auf das langwierige Abwägen des Goldes verzichtet und stattdessen die Anzahl der Münzen gezählt werden. Mitunter hatten die Münzen sogar eine mythische Funktion, in der römischen Republik wurde Geld beispielsweise im Tempel der Göttin Moneta geprägt. Von daher stammt auch der deutsche Begriff „Moneten“.
Bei den damals geprägten, sogenannten Kurantmünzen entsprach der Wert genau dem in ihnen enthaltenen Silber- oder Goldgewicht. Später entdeckte man allerdings, dass das eigentlich gar nicht notwendig ist. Denn solange die Münzen nicht stärker vermehrt werden, als die gehandelte Gütermenge steigt, bleiben sie auch so hinreichend knapp und damit werthaltig. Heute haben wir es deswegen praktisch ausschließlich mit sogenannten Scheidemünzen zu tun, deren Wert deutlich höher als ihr Metallgehalt ist.
Banknoten sind hingegen bei weitem nicht so alt wie Münzen. Dennoch lassen sich erste entfernte Verwandte in die Zeit des alten Mesopotamiens zurückdatieren. Standardisiertes Papiergeld verwendeten hingegen erstmals die Chinesen im 7. Jahrhundert nach Christus. In Europa wurde Papiergeld erst im 15. Jahrhundert bekannt und war anfangs auch ausschließlich als Ersatzgeld im Falle von Münzknappheit vorgesehen. Doch bereits 1661 gab die Bank von Stockholm die erste offizielle Banknote Europas heraus. Man hatte mittlerweile begriffen, dass Papiergeld für den Zahlungsverkehr viel effizienter einsetzbar war als Edelmetalle. Die Herstellungskosten von Banknoten waren ungleich geringer als der Wert der Münzen, die man dafür kaufen konnte. Außerdem war etwa für große Transaktionen ein Bündel Scheine leichter zu transportieren als ein schwerer Sack mit Münzen.
Der Schotte John Law erfand Anfang des 18. Jahrhunderts ein System, das das Vertrauen der Menschen in Papiergeld stärken sollte. Er ließ Papierzettel ausgeben, auf denen die Garantie vermerkt war, dass man sie jederzeit gegen eine bestimmte Menge von Münzgeld oder Edelmetallen eintauschen konnte. Dieses Prinzip wurde später auf „echte“ Geldscheine übertragen. Heute garantiert in der Regel der Staat über die Zentralbanken den Wert der ausgegebenen Geldscheine.
Doch auch die Münzen und Banknoten entsprachen in der modernen Wirtschaft irgendwann nicht mehr den Anforderungen – immer größere Mengen Geld mussten in kurzer Zeit über weite Entfernungen transferiert werden. Die Lösung hierfür war die Einführung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs. Ein Großteil des Geldes, das heute als Gehalt ausgezahlt, zum Begleichen von Rechnungen oder zum Einkaufen in Geschäften genutzt wird, bleibt unsichtbar. Als Buch- oder Giralgeld wird es vom Arbeitgeber auf die Girokonten der Mitarbeiter überwiesen. Davon werden dann – auch bargeldlos – Miete, Strom, Versicherungen usw. bezahlt. Nur ein kleiner Anteil wird schließlich als Bargeld vom Bankkonto abgehoben und zum Einkaufen im Supermarkt oder zum Bezahlen im Café, Kino oder Museum benutzt.