Die 7 Todsünden der Geldanlage

Jeder kennt sie, die sieben Todsünden der Christenheit. In diesem Beitrag wollen wir diese „Übeltaten“ symbolisch auf die Geldanlage übertragen und daraus konkrete und einfache „Dos and Dont’s“, also Handlungsanleitungen für das eigene Investment ableiten.

 

Geldanlagen erscheinen uns mitunter wie ein Hindernislauf, dessen Strecke von Stricken und Fallgruben gesäumt ist. Dabei sind es nicht nur die, in manchen Fällen tatsächlich nur schwer verständlichen Finanzinstrumente, welche uns vor große Herausforderungen stellen, sondern auch unsere zum Teil ureigenen Verhaltensmuster, denen wir immer wieder verfallen. Wir werden etwa von den heißesten neuen Trends gelockt oder fühlen uns instinktiv in der Herde sicherer, außerdem schenken wir den Details und Feinheiten eines jeden Trends, einer vermeintlichen sicheren Empfehlung oder schlicht eines Finanzinstrumentes nicht genug Aufmerksamkeit.
Es gibt aber Wege, diese Stolpersteine erfolgreich zu meiden: Anleger benötigen einen langfristigen Plan und eine klare Definition ihrer Investment-Ziele, ebenso ist ein vertrauenswürdiger Berater oder ein Familienmitglied oder Bekannter mit Investmenterfahrung bei der Entscheidungsfindung hilfreich. Außerdem müssen wir aufhören, kurzfristigen Ereignissen, welche die mediale Berichterstattung dominieren, zu hohe Aufmerksamkeit zu schenken.
Ganz konkret lassen sich als Pendant zu den bekannten biblischen Totsünden auch in der Geldanlage solche sieben Investment-Sünden identifizieren. Kennt und erkennt man diese erst mal, dann kann man sich dagegen auch erfolgreich schützen.

 

Wollust - Die Jagd nach der kurzfristigen Rendite: Eine der größten Fallgruben für Anleger ist deren Glaube, dass die kurzfristige Performance die künftige Performance bestimmen wird. In der Psychologie nennt man dieses Phänomen "recency bias".
Die Menschen tendieren etwa oft dazu, etwas zu kaufen, das sich kürzlich gut entwickelt hat. Sie jagen damit aber der Performance hinterher. Vor der Finanzkrise etwa haben sich Investoren kopfüber auf Immobilien-Investments gestürzt – überzeugt davon, dass die steigenden Häuserpreise niemals fallen werden. Doch es gibt auch andere Beispiel: Edelmetalle und andere Rohstoffe, oder Aktien aus bestimmten Branchen.

 

Hochmut - Zu viel Selbstvertrauen: Anleger – insbesondere solche ohne Börsenerfahrung – unterliegen sehr häufig der Fehleinschätzung, dass sie viel mehr über ein bestimmtes Investment wissen, als es tatsächlich der Fall ist. Oft hat der Investor eine viel zu hohe Meinung von sich selbst. Dann hilft allerdings nur eine gesunde Portion Selbstzweifel und Bescheidenheit. Die beste Methode eine Investmentidee entgegen allzu subjektiver Einschätzungen zu überprüfen, ist eine neutrale dritte Partei. Das kann ein Finanzberater sein, ein vertrauenswürdiger enger Freund oder ein Verwandter, der von den Entscheidungen nicht direkt betroffen ist.

 

Faulheit - Die Kosten übersehen: wir übersehen häufig die Details. Nehmen wir als Beispiel Anleger, die sich von dem Namen des Fondsmanagers oder der kurzfristigen Performance verleiten lassen, allerdings verpassen, auf die Gesamtkosten des Fonds zu achten. Die Renditeentwicklung teurerer Fonds ist in der Regel schlechter als die von günstigeren, sagen Finanzexperten in verschiedensten Studien: Die Kosten sagen sehr viel mehr über die künftige Performance aus, als die vergangene Performance, weil Zufall hier eine sehr große Rolle spielt.

 

Neid - Der Wunsch dazuzugehören: Was ist besser als ein guter Deal? Ein Deal, den nur Sie angeboten bekommen. Im Vorfeld von medial und sogenannten Investmentbriefen gehypten Börsengängen wurden Finanzberater regelmäßig mit Anrufen von Kunden überschüttet, die die Aktie noch vor der ersten offiziellen Notierung an der Börse kaufen wollten. Die Tatsache, dass in den allermeisten Fällen nur eine begrenzte Anzahl von Aktien für Privatanleger verfügbar war, heizte den Rausch nur noch an. Dahinter steht laut Experten derselbe Grund, der auch Anleger dazu verleitete, etwa dem Betrüger Bernard Madoffs zu vertrauen und in sein Schneeballsystem zu investieren - Exklusivität. Berichten zufolge akzeptierte etwa Madoff nur eine begrenzte Anzahl an Kunden. Es hat viel mit dieser Art von Exklusivität zu tun, also ausschließlich dem Wunsch, Teil eines begrenzten Angebots zu sein und damit wider besseren Wissens in etwas zu investieren, die nicht zu dem eigenen Anlagezielen passt.

 

Zorn - Fehler nicht eingestehen: Verlustaversion, wie Psychologen die Neigung von Menschen nennen, sich vor allem darauf zu konzentrieren, Verluste zu vermeiden, ist überall sichtbar. Anleger hielten an Tech-Aktien während des Crashs der 2000er ebenso fest, wie sie auch an Finanzaktien währen der Sub-Prime-Krise festhielten und in manchen Fällen bis heute halten. Oft sind wir uns selbst gegenüber nicht ehrlich und wollen uns den Verlust nicht eingestehen. Doch gerade diese Denkstruktur kann für Anleger gefährlich sein. Wer eine Entscheidung bereut, sollte eher schnell wieder verkaufen. Doch wer den Verlust nicht akzeptieren kann und den "versunkenen Kosten" eines Investments hinterhertrauern, könnte zu lange an ihrer Investition festhalten und damit unter Umständen die Verluste noch ausweiten.
Statt nur die Finanzdaten einer bestimmten Aktie zu studieren, müssen Anleger auch das ökonomische Umfeld so gut wie möglich verstehen. Ist ein Unternehmen beispielsweise vom Arbeitsmarkt oder der Erholung des Immobilienmarkts abhängig, um gute Ergebnisse zu liefern, müssen die Anleger die Aussichten für diese Sektoren in ihre Entscheidungen miteinbeziehen und ihre Anlagestrategie entsprechend ausrichten. Zu häufig basiert die Entscheidung für Kauf oder Verkauf einer Aktie komplett auf den Zahlen des jeweiligen Unternehmens ohne dabei das Auge für das große Ganze zu haben.

 

Völlerei - Für den Tag leben: Seien wir doch ehrlich, es gibt Millionen Dinge, die interessanter sind, als die Entwicklung des eigenen Fonds zur Altersvorsorge zu beobachten – und Millionen Dinge, die einen dazu verleiten, das Geld heute schon auszugeben. Doch die Tendenz der Anleger zur Untätigkeit ist schädlich, insbesondere wenn es eben um die Altersvorsorge geht. Häufig beginnen Arbeitnehmer nicht früh genug damit zu sparen, weil sie den Ruhestand als Ereignis in ferner Zukunft sehen. Der Schlüssel ist es dann, den Ruhestand weniger abstrakt wahrzunehmen. Die Anleger sollten sich selbst eine Reihe von Fragen darüber stellen, etwa welchen Lebensstil man realistischer Weise pflegen möchte, wenn man irgendwann in Ruhestand geht. Entscheidende Fragen sind dabei: Wie alt werde ich sein? Wo werde ich leben? Was werde ich tun?

 

Gier - Der Herde hinterherlaufen: Als der Aktienmarkt im Zuge der Finanzkrise 2008 zusammenbrach, sind viele Anleger getürmt. Einige haben ihr gesamtes Portfolio aufgelöst und alles in Bargeld umgewandelt. Dasselbe Phänomen ließ sich 2012 und 2013 auf dem Anleihenmarkt beobachten, wo die Anleger – aus Angst vor den Konsequenzen höherer Zinsen – aus den Anleihefonds flohen. Wenn ein Investor Geld zurückzieht, ermutigt das in der Regel andere, ihm zu folgen, die Dominosteine fallen so der Reihe nach.