Welche Anlagestrategie passt zu mir?
Du hast bereits ein Wertpapierdepot oder trägst dich mit dem Gedanken ein solches zu eröffnen. Was dir jetzt aber noch fehlt ist die passende Anlagestrategie? Gerade diese will gut überlegt sein, denn sie ist der Dreh- und Angelpunkt um die Ziele, die du gesetzt hast, zu erreichen. Je nachdem was der Zweck oder die Bestimmung deines Investments sein soll, ist eine andere Strategie sinnvoll. Unser kleiner Leitfaden soll dir die wesentlichen Faktoren für die Bestimmung deiner Anlagestrategie aufzeigen. Im Übrigen wird dir auch die Bank oder der Anlageberater in ganz ähnlicher Weise unterstützend zur Seite stehen.
- Setz dir ein Ziel
Zunächst einmal solltest du dir überlegen, warum du dein Geld anlegen möchtest. Es macht nämlich einen wesentlichen Unterschied ob für ein neues Auto oder den Ruhestand Geld in Wertpapiere investiert werden sollen. Während für das Auto wahrscheinlich kein langfristiges Ansparen notwendig sein dürfte, ist dies bei der Vorsorge oder einer Studienbörse für den Nachwuchs selbstverständlich etwas anderes. In jedem Fall sollte das Ziel so konkret wie möglich sein. Natürlich könnten auch mehrere Ziele gleichzeitig verfolgt werden, um den Überblick gerade am Anfang aber nicht zu verlieren, solltest du dich auf die wichtigsten bzw. konkretesten Ziele konzentrieren. Neue Ziele ergeben sich im Laufe der Zeit ganz von selbst und dann ist meist immer noch Zeit diese in seiner Anlagestrategie zu berücksichtigen. Merke dir daher: Mit einem Ziel ist in der Regel auch immer ein bestimmter Anlagehorizont verbunden. Auch der Zeitpunkt der Veranlagung kann eine wesentliche Rolle spielen. Vielleicht hast du gerade einen größeren Geldbetrag geerbt und möchtest diesen gewinnbringend investieren oder du beginnst erstmal mit einem kleinen Betrag und vermehrst dein Vermögen indem du periodische, etwa monatliche oder jährliche Zuzahlungen tätigst. Auch Geldsummen, die du noch nicht hast, aber mit denen du mit hoher Wahrscheinlichkeit rechnen kannst, sollten durchaus in die Überlegungen miteinbezogen werden.
- Wie tickst du?
Bist du ein Mensch, der gerne auf der Überholspur lebt, oder wähnst du dich lieber auf der sicheren Seite. Jeder Anleger ist anders und damit ist auch das Ausmaß an Risiko, das jeder bereit ist einzugehen, von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Es ist daher absolut unerlässlich, dass du dir ehrlich eingestehst, wieviel Risiko du in deiner Veranlagung bereit bist, einzugehen. Kannst du den Verlust eines Teiles des eingesetzten Kapitals hinnehmen oder wirst du schnell nervös, wenn sich Kurse in eine unvorteilhafte Richtung entwickeln? Wer Angst vor Verlusten hat, sollte von spekulativen Anlagen absehen und sich eher risikoarmen Anlagemöglichkeiten zuwenden. Die Bank wird dir bei der Einschätzung, welches das richtige Maß für dich persönlich ist, behilflich sein, ebenso wie sie ermitteln wird, ob du dir bestimmte Veranlagungen aufgrund des damit verbundenen Risikos überhaupt leisten kannst, ohne beispielsweise Gefahr zu laufen, dass du plötzlich deinen Lebensunterhalt nicht mehr bestreiten kannst. Aber behalte im Hinterkopf, dass die Ziele, die du dir in Schritt 1 gesetzt hast mit deiner Risikobereitschaft unter Umständen nicht kompatibel sind und diese dann nochmals angepasst werden sollten.
- Wieviel Zeit bist du bereit zu investieren
Wer sich gerne und intensiv mit Unternehmen und Märkten auseinandersetzt, der kann in der Regel eine andere Veranlagungsstrategie verfolgen als jemand, der sich mit der Materie Finanzanlagen, Wirtschaft und Börse noch nicht ausgiebig beschäftigt hat und daher viele Zusammenhänge noch nicht nachvollziehen kann. Sich über Unternehmen und Märkte stets auf dem Laufenden zu halten, ist natürlich mit einem nicht zu unterschätzenden Zeitaufwand verbunden, daher wählen viele Anleger eher Finanzinstrumente, beispielsweise Fonds, bei welchen professionelle Investmentmanager, selbstverständlich gegen eine Gebühr, einen wesentlichen Teil der Nachforschungen übernehmen und die Investments entsprechend tätigen. Einen ausgewogenen Mittelweg stellen passive Instrumente, beispielsweise ETFs, dar. Da solche Finanzinstrumente in ihrer Entwicklung einem Index, wie zum Beispiel dem DAX, folgen, wird das Geld breiter gestreut als bei einem Einzelinvestment in eine Aktie, allerdings greift etwa bei drohenden Verlusten kein Fondsmanager aktiv in die Veranlagung ein. Wer diesen Weg wählt, wird für ein erfolgreiches Investment nicht umhin kommen, sich zumindest gelegentlich über den Stand an den jeweiligen Märkten zu informieren.
Hohe Kosten und ein großer Zeitaufwand sind in der Regel auch mit einem Immobilienkauf als Veranlagung verbunden. Denn Gebäude müssen erst einmal sorgfältig ausgesucht und danach gepflegt und verwaltet werden. Immobilien sind teuer. Du solltest Dich also gut mit Immobilien auskennen, Kosten einschätzen können und die Immobilien langfristig halten wollen. Gerade für Anfänger ist das eher nichts.
- Wähle den richtigen Weg
Nachdem du dir nun darüber im Klaren bist, wohin die Reise gehen soll, ist der nächste Schritt die tatsächliche Strategie zu wählen. Leider gibt es hier Möglichkeiten wie Sand am Meer. Du könntest etwa der Vorgehensweise von Warren Buffett, dem amerikanischen Starinvestor folgen. Er setzt zum Beispiel auf „Buy & Hold“, was bedeutet, dass er Einzelaktien von Unternehmen kauft und anschließend langfristig hält und dabei auf einen stetigen Wertzuwachs hofft. Wer eine solche Strategie verfolgt, hat relativ wenig Aufwand, wobei vor allem zu Anfang aber eine eingehende Prüfung des Investments notwendig ist. Außerdem kann man damit auch diversifiziert anlegen, indem man Aktien von verschiedenen Unternehmen in verschiedenen Branchen kauft. Sogenannte “Trader” diversifizieren hingegen ihre Anlagen kaum, sondern konzentrieren ihre Investments auf wenig Titel, bei welchen sie hohes Potential sehen. Allerdings ist dieser Ansatz mit einem sehr großen Zeitaufwand verbunden, denn auch wenn diese Art der Veranlagung oftmals als reines Zocken verstanden wird, beschäftigen sich Trader dennoch ausgiebig mit ihren Investments, schließlich und endlich geht es um ihr Geld. Aufgrund der oftmaligen hohen Konzentration des Kapitals auf wenige Werte ist das Risiko aber hoch. Damit haben wir gerade Mal zwei der vielen Möglichkeiten angeführt, dabei könnte man die Liste noch ewig fortsetzen. Wir wollen einige davon zumindest kurz erwähnen:
- Antizyklische Anlagestrategie: Dabei werden Aktien gekauft, wenn diese an Wert verlieren und eventuell von vielen Analysten schlecht bewertet werden. Gewinne werden dann erzielt, wenn trotz der unvorteilhaften Ausgangssituation Kurssteigerungen auftreten. Die größte Schwierigkeit ist dabei sicherlich, langfristige Entwicklungen vorherzusagen.
- Die prozyklische Anlagestrategie (auch Momentum Strategie genannt) propagiert hingegen das Investment in Aktien und Unternehmen, die sich aktuell und vorhersehbar in nächster Zeit positiv entwickeln.
- Growth-Strategie: Dabei wird in Aktien von Unternehmen investiert, von denen in den kommenden Jahren Wachstum erwartet wird. Die aktuelle finanzielle Situation des Unternehmens spielt dabei eine untergeordnete Rolle, es wird viel mehr auf das Potential gesetzt. Oft ist diese Strategie eng mit Aktien junger Unternehmen verbunden. Ein hohes Risiko besteht darin, dass viele Start-ups erfolglos bleiben.
- Value-Strategie: Diese wird oftmals als Gegenstück zur Growth-Strategie gesehen. Im Gegensatz zu dieser beschäftigt sich der Investor hier aber eingehend mit unternehmerischen Daten und Informationen. Eine zukünftige Wertsteigerung wird hier aufgrund einer genauen Analyse des Unternehmens durchgeführt. Dabei werden alle betriebswirtschaftlichen Daten und das Marktumfeld analysiert und damit festgestellt ob Substanz (im Englischen Value) vorhanden ist.
- Die Dividenden-Strategie verfolgt den Ansatz, durch entsprechende Investments regelmäßige Dividenden-Ausschüttungen zu kassieren. Der Schwerpunkt wird also nicht rein auf die Kursentwicklung gelegt.
- Die Index-Strategie ist eine passive Anlagestrategie und wurde bereits unter dem Punkt „Wieviel Zeit bist du bereit zu investieren vorgestellt. Dabei wird nicht auf einzelne Aktien gesetzt, sondern Instrumente die die Entwicklung von Indizes nachzeichnen, wie den bereits erwähnten DAX oder den Dow Jones.