Kursschwankungsfreudigkeit oder Bauchschmerzen beim Anleger

Morgens die Realtime-Kurse verfolgt, und schon sitzt einem der Schreck in den Knochen – der Kurs ist gefallen. Mittags dagegen hat das Papier ein Hoch, am Nachmittag ist es eher mau und am Abend erreicht es ein Allzeithoch, um kurz vor Börsenschluss kräftig Federn zu lassen. Das Nervenkostüm des Anlegers knittert. Oder doch nicht? Dieses ewige und oftmals relativ kurzfristige Auf und Ab nennt der Fachjargon Volatilität oder einfach nur Vola. Die Volatilität drückt also die Schwankungsbreite einer Geldanlage ganz generell aus. Die Volatilität drückt damit das Kursrisiko eines jeden Wertpapieres aus: je höher die Volatilität, je häufiger und je höher sind die Ausschläge eines Papiers. Es sagt also gleichzeitig zu den Risiken auch etwas über die Chancen eines Papieres aus, denn eine Aktie mit sehr niedriger Volatilität liegt wie Blei im Depot. Eine Volatilität von 30 Prozent bedeutet im Klartext also, dass sich das Papier in einer Kursbreite zwischen 70 und 130 Prozent bewegt!


Wie bei vielen anderen Begriffen aus der Welt der Börsen ist auch die Volatilität ein Wert der Vergangenheit: Im Prinzip sagt er weder aus, wie stark sich das Wertpapier in der Zukunft bewegt noch in welcher Richtung – es hilft nur bei der Einschätzung. 

Um tatsächlich besser in die Zukunft von Kursen sehen zu können, wird die implizite Volatilität berechnet. Sie speist sich aus den Marktpreisen von Optionen und lässt Rückschlüsse auf die Schwankungsbreite des Basiswertes zu. Da das ausgesprochen kompliziert ist, bietet die Deutsche Börse praktischerweise einen Volatilitätsindex auf den Dax, den VDAX an. Je turbulenter es an der Börse zugeht, je höher fällt ein solcher Volatilitätsindex aus – so dass Kenner auch von einem Angst-Barometer sprechen. Der VDAX verzeichnete seine bisher höchsten Ausschläge (auf über 90 Prozent) während der Corona-Krise im März 2020, während er in „normalen“ Jahren eher um die 25 Prozent liegt. Wichtig zu wissen ist dabei, dass auch die implizierte Vola keinen Aufschluss über die Richtung von Kursausschlägen gibt. Allerdings zeigt ein Blick in die Vergangenheit, dass die historischen Höchststände im Volatilitätsniveau in schwierigen Marktphasen erreicht wurden. Waren also heftige Kursrückgänge an den Aktienmärkten zu beobachten, war dies fast immer einhergehend mit einem Anstieg der Volatilität. Oder anders ausgedrückt: Wenn an der Börse Panik herrscht, kann die Volatilität sprunghaft ansteigen. 


Volatilität bei Investmentfonds
Bei Investmentfonds erfolgt die Einteilung in Risikostufen anhand des „SRRI“. SRRI steht für „Synthetic Risk and Reward Indicator“. Dieser Indikator ist integraler Bestandteil der „wesentlichen Anlegerinformationen“ (KID: Key Investor Document) und gibt die Höhe der historischen Schwankungen des Fondsanteilspreises auf einer Skala von 1 bis 7 an. Die Volatilität wird auf Basis von wöchentlichen Daten („Renditen“) des Investmentfonds über die vergangenen fünf Jahre ermittelt. Wenn die Historie des Investmentfonds zu kurz ist, können die Wertentwicklung eines Vergleichsvermögens oder alternative vom Gesetzgeber vorgegebene Methoden für die Ermittlung des SRRI herangezogen werden. Im Falle einer Ausschüttung von Erträgen werden diese bei der Berechnung mit berücksichtigt. Die Volatilität sowie der SRRI als Risikokennzahl unterscheiden nicht zwischen der Richtung der Schwankungen, sondern geben die allgemeine Schwankungsfreudigkeit wider.