Fremdwährungsanleihen

In Zeiten magerer Renditen europäischer Anleihen beginnen Anleger und Investoren sich nach neuen Anlagemöglichkeiten umzusehen. Interessante Anlagealternativen bieten sich dabei möglicherweise in anderen Währungsräumen, beispielsweise in Form von Fremdwährungsanleihen. 
Zuweilen hohe Renditen scheinen verlockende Einstiegschancen zu bieten. Aber ebenso wie bei anderen Investments gilt es auch hier die Risiken zu kennen und diese mit den Chancen genau abzuwägen. Interessierte sollten sich diesen Anlagen generell vorsichtig zuwenden, denn nur allzu schnell werden vermeintliche Gewinne aus hohen Kuponzahlungen durch hohe Schwankungen ausländischer Währungen zunichte gemacht. 

Vorerst aber wollen wir den Begriff Fremdwährungsanleihen etwas näher definieren: wird eine Anleihe in Land A emittiert, jedoch in der Währung des Landes B, spricht man von einer Fremdwährungsanleihe. Ebenso wird der Begriff auch auf alle Anleihen angewendet, die nicht in der Heimatwährung des Investors notieren, also wenn beispielsweise ein im Euro-Raum ansässiger Investor eine Dollar-Anleihe kauft, die in den USA gehandelt wird. Es handelt sich dabei schlicht um variabel- oder festverzinsliche Wertpapiere in einer fremden Währung. Wie bei jeder anderen Anleihe auch geht der Emittent hier das Versprechen ein, die eingesammelten Gelder zu einem vereinbarten Zeitpunkt in derselben Währung zurückzuzahlen. Die Zinsen werden dabei ebenfalls in der Fremdwährung ausgezahlt. Emittenten sind zumeist ausländische Staaten oder Unternehmen, aber auch internationale Institutionen, beispielsweise die Europäische Investitionsbank oder die Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung. 
Fremdwährungsanleihen bieten für den Anleger die Aussicht auf eine hohe Verzinsung. Jährliche Erträge von mehr als 10% sind nicht selten. Überdurchschnittlich hohe Renditen sind insbesondere bei "Emerging Market Bonds" zu erzielen. Es handelt sich dabei um Anleihen aus Ländern, die an der Schwelle zur Industriegesellschaft stehen und deren Wirtschaft zumeist ein gutes Wachstum aufweisen. Hierzu zählen Brasilien, China, die Türkei, Indien oder eben auch Russland. Aber auch Anleihen in Währungen von Industriestaaten, wie Australien und Neuseeland oder Norwegen sind unter Investoren beliebt. Die teilweise hohe Rendite ist dabei von mehreren Faktoren abhängig, etwa das oftmals niedrige Bonitätsrating dieser Länder, welches die, nicht immer stabile wirtschaftliche und politische Lage wiederspiegelt. Oft geht dies mit hohen Kursschwankungen der Anleihe einher und kann im Extremfall zur Zahlungsunfähigkeit des Landes führen. Außerdem spielt auch das allgemeine Zinsniveau im jeweiligen Währungsraum eine wesentliche Rolle. 

Der Käufer einer Fremdwährungsanleihe trägt, im Gegensatz zu einem Investment in der Heimwährung, neben dem Zins- und Adressenausfallrisiko auch ein Wechselkursrisiko. Die Entwicklung des Währungskurses ist daher ausschlaggebend für den Erfolg des Investments in die Fremdwährungsanleihe. Der Gewinn wird umso größer, je besser sich die fremde Währung im Verhältnis zum Euro entwickelt. Allerdings drohen bei Abwertung der Anlagewährung hohe Verluste. Halbiert sich etwa der Wert der Anlagewährung zwischen dem Kauf und dem Ende der Laufzeit der Anleihe, so erhält der Anleger zwar den Nennwert in der ausländischen Währung ausgezahlt, muss jedoch beim Währungsumtausch zum Euro 50% Verlust verrechnen. Solche Verluste kann auch die beste Verzinsung nicht ausgleichen, zumal die Zinszahlungen ebenfalls in der abgewerteten Fremdwährung geleistet werden. 

Eine eigene Form von Fremdwährungsanleihen, die Doppelwährungsanleihen, bietet in diesem Sinn die Möglichkeit dem Währungskursrisiko teilweise zu entgehen. Hierbei erfolgt die Ausgabe in einer Fremdwährung, während das Kapital am Ende der Laufzeit in einer anderen Währung, im Idealfall in der Heimwährung des Anlegers ausgezahlt wird. Diese zusätzliche "Sicherheit" wird allerdings durch eine niedrigere Verzinsung der Anleihe kompensiert. 

In jedem Fall sollte sich ein Anleger, welcher sich für den Kauf einer Fremdwährungsanleihe entschließt, mit dem entsprechenden Land auseinandersetzen und klare Erwartungen bezüglich der Entwicklung der Wirtschaft, des Zinsniveaus und des Währungskurses haben. Außerdem ist die Größe des Währungsraumes durchaus von Bedeutung. Sowohl die Norwegische Krone, als auch der Australische Dollar sind relativ kleine Währungsräume, in denen schon geringe Ursachen zu starken Schwankungen führen können. Daneben sind auch andere Einflussfaktoren wesentlich für ein sinnvolles Investment. In den beiden genannten Fällen gilt es etwa zu beachten, dass die jeweiligen Währungen sogenannte Rohstoffwährungen sind, deren Wert sich an der Entwicklung von, mitunter sehr volatilen, Rohstoffpreisen orientiert.
Geeignet sind Fremdwährungsanleihen in erster Linie als Beimischung für ein gut diversifiziertes Depot, als Alleininvestment sind sie in der Regel nichts weiter als eine Wette auf einen Wechselkurs.